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Pantea Lachin
950 Meter – La Boum, 2021
7C Neondrucke, Decoder-Brillen


Eine kartografische Analyse der Gewerbegeschichte in der Kastanienallee, die Gentrifizierung in drei Ebenen visualisiert (1: Neues Gewerbe; 2: Altes Gewerbe; 3: Altbestand/Neubau).
Zum Vorschein treten klassistische, inzestuös-koloniale* sowie rassistische Auswirkungen profitmaximierender Verwertung von urbanem Lebens- und Arbeitsraum. Erst der Blick durch eine Decoder-Brille lässt längst Verschwundenes oder Verdrängtes wieder sichtbar werden. Das, was heute ist, tritt noch einmal hinter das zurück, was einmal war.

*Inzestuöser Kolonialismus ist ein Terminus, den Lachin geprägt hat, um Kolonialisierungspraktiken privilegierter Herrscherklassen gegenüber marginalisierten Bevölkerungsgruppen oder Regionen in inländischen Territorien zu beschreiben.
Konkret geht es in dieser Arbeit um die wachsende sozio-ökonomische Ungleichheit zwischen Ost- und Westdeutschland, die seit der Wende durch Prozesse wie Gentrifizierung forciert wird.



Legende

Mode- & Designerläden, Kosmetik, Posh Gewerbe 

Gastronomie, Imbiss, Café, Bar, Kneipe, Späti 

Friseur, Blumen, Copyshop, Papeterie, IT, Fahrschule, Videothek, Reisebüro 

Hauswirtschaft, Textilien, Kurzwaren, Teppiche, Auslegwaren, Elektro, Kohlenkeller 

Drogerie, Supermarkt, Bäckerei, Obst & Gemüse, Fleischerei, Wild & Geflügel, Fisch, Getränke 

Fabrik und Werkstatt

Kulturorte: Kino, Theater, Galerie, Club, Musik, Platten, Bücher

Öffentliche sowie soziale Einrichtungen



Altbestand, Umriss der Grundstücke

Neubauten seit 1989

Kein Gewerbe




Verhältnisse
In den Jahren 1957 bis 2000 beheimatete die Kastanienallee mindestens 80 verschiedene Gewerbearten. Übrig geblieben sind im Jahr 2021 etwa 30. Nur noch 20 dieser Gewerbearten sind schon länger als 15 Jahre in der Kastanienallee angesiedelt, machen heute aber zwei Drittel der verbliebenen Vielfalt aus.
Insgesamt ist die Gewerbevielfalt in den vergangenen 15 Jahren um 63 Prozent geschrumpft.

Einfalt fördert die Tatsache, dass 84 Prozent der verfügbaren Flächen heute von nur drei Gewerbearten besetzt sind: Gastronomie (45 Prozent), Modeläden (30 Prozent) und Spätverkäufe (9 Prozent).
Im Vergleich zu 2006 hat sich sowohl die Zahl der gastronomischen Einrichtungen als auch der Modeläden in etwa verachtfacht, die Zahl der Spätverkäufe vervierfacht. Läden für den täglichen Bedarf, z. B. Supermärkte oder Drogerien, existieren heute gar nicht mehr auf der Kastanienallee.



Aus der Kastanienallee gänzlich verschwunden sind:
Drogerie
Supermarkt
Backstube
Fleischerei
Wild & Geflügelladen
Fischladen
Getränkeladen
Blumenladen
Fotoatelier
Künstlerbedarf
Geschäft für Farben & Lacke
Haushaltswaren
Porzellangeschäft
Auslegwaren und Teppiche
Polsterei
Kurzwarenladen
Textilgeschäft
Varieté
Volkstheater
Freiluftkino
Club
Musik-Café
Bestattung
Reisebüro
Taxischule
Zoohandlung
Bordell
Elektrofachgeschäft
Autopflege
Vespa-Geschäft
Uhrmacher
Dachdeckerei
Schokoladenfabrik
Oberschule/Realschule
Männerwohnheim
Armenspeisung
Asylbewerber*innenheim






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Großen Dank an Thomas Albrecht, Rolf Gänsrich, Conrad Menzel, Lutz Penndorf und Peter, die ihre Erinnerung und Zeit mit mir geteilt haben.